Agia Triada

Agia Triada (griechisch Αγία Τριάδα, auch Hagia Triada, Ajia Triada oder Ayia Triada) bezeichnet eine archäologische Ausgrabungsstätte mit den Überresten einer Palastanlage im Süden der griechischen Insel Kreta. Sie befindet sich im Westen der Messara-Ebene in der Gemeinde Festos des Regionalbezirks Iraklio, etwa zwei Kilometer nordwestlich der Ruinen von Phaistos, einer minoischen Palastanlage.
Agia Triada ist nach Phaistos die zweitgrößte Siedlung der minoischen Kultur in der westlichen Messara. Der antike Name der villenähnlichen Palastanlage ist nicht überliefert. Teilweise wurde der Ort mit dem auf Linear-B-Täfelchen genannten pa-i-to (Phaistos) gleichgesetzt, da Agia Triada in der Neu- und Nachpalastzeit der Hauptort der Messara war. Andere Wissenschaftler vermuten die Gleichsetzung des mykenischen Toponyms da-wo mit Agia Triada, das ebenfalls in Linearschrift B überliefert ist.

Die Palastanlage wurde nach der zweischiffigen Kirche der „Heiligen Dreifaltigkeit“ aus dem 14. Jahrhundert, auf einem Hügel südwestlich der ehemaligen Palastanlage benannt, die auch einer wüstgefallenen mittelalterlichen Siedlung ihren Namen gab. Die minoische Siedlung entstand am Nordabhang einer Hügelkette, die bis nach Phaistos reicht. Nördlich unterhalb der Ausgrabungsstätte bewässert der Geropotamos (Γεροπόταμος) die fruchtbare Messara-Ebene. Der Fluss mündet etwa 3,5 Kilometer westlich von Agia Triada ins Libysche Meer. Der nächstgelegene größere Ort ist Tymbaki (Τυμπάκι) nordöstlich der Mündung des Geropotamos mit etwas über 5300 Einwohnern. Agia Triada war durch einen gepflasterten Pfad mit Phaistos verbunden.

In der minoischen Kultur entstanden hier von etwa 2000 bis 1450 v. Chr. Städte mit ausgedehnten Palastanlagen. Die wichtigsten Orte in der Messara waren Phaistos (Φαιστός) und später Gortyn (Γορτύν). Neben der Landwirtschaft war der Handel ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Bei Agia Triada befand sich bereits zu Beginn der Vorpalastzeit Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. eine ausgedehnte Siedlung. Aus der frühen Vorpalastzeit fand man im Westen der Grabungsfläche eine Abfallgrube. Zwei ausgegrabene Häuser mit rechteckigen Räumen, einer Apsis und Pfeilern in der Mitte der Räume am Nordrand des Geländes stammen aus der mittleren Vorpalastzeit. Ebenfalls in die Vorpalastzeit werden zwei Tholosgräber, östlich des umzäunten Grabungsgeländes datiert. Das größere mit einem Durchmesser von 9 Metern bei einer Wandstärke von 1,8 bis 2,0 Meter hatte einen Eingang im Osten und enthielt etwa 150 Verstorbene. Hier fanden sich Grabbeigaben aus der Vor- und der Altpalastzeit. Das halb zerstörte zweite Tholosgrab wurde auch in der Nachpalastzeit genutzt.
Aus der Altpalastzeit stammen Teile von Häusern in tieferen Schichten nahe des „Heiligtums“ im Südosten, Gruben mit Keramik an verschiedenen Stellen der Ausgrabungsstätte und ein Teil einer Straße und eines gepflasterten Hofes mit einem „Altar“ im Nordosten.
Im Zeitalter der Neuen Paläste wurde zwischen 1600 und 1550 v. Chr. auf dem Hügel von Agia Triada eine kleine Palastanlage errichtet, die auch als „große minoische Villa“ bezeichnet wird. Die Gebäude sind damit jünger als der Palast von Phaistos, dessen Wiederaufbau ab 1600 v. Chr. nicht vollendet wurde. Die Siedlung bei Agia Triada lag östlich des Palastes, der als politischer und sakraler Verwaltungssitz gilt. Von Agia Triada stammt das größte Archiv mit Linear-A-Täfelchen und Siegeln auf Kreta. Die Wandmalereien weisen den gleichen Stil auf, wie die neopalatialen Wandmalereien von Knossos.
Der kleine Palast von Agia Triada wurde, wie der neue Palast von Knossos, um 1450 v. Chr. zerstört. Danach, um etwa 1400 v. Chr., entstand auf seinen Ruinen ein mykenischer Megaron-Bau. Nördlich unterhalb der Anlage schloss sich in der Nachpalastzeit eine Bebauung aus Wohnungen und Läden (auch als Magazine bezeichnet) an, die sich um eine etwa 50 Meter lange Agora gruppierten. Sie stellt das einzige bekannte Beispiel eines „minoischen Marktdorfes“ dar. Es wird vermutet, dass sich hier Handwerker und Kaufleute angesiedelt hatten, die intensive Handelsbeziehungen nach Nordafrika pflegten. Am Golf von Messara an der Südküste Kretas befand sich südwestlich in nur sechs Kilometern Entfernung die minoische Hafensiedlung Kommos. Agia Triada war in mykenischer Zeit, wie schon nach 1600 v. Chr., das politische und wirtschaftliche Zentrum der Region mit Verbindung zur Dynastie in Knossos.
Im Norden der Agora sind die Reste zweier größerer Bauten erhalten, ein megaronartiger und einer mit Korridor, die in die Zeit von 1350 bis 1250 v. Chr. datiert werden.

Aus diesem Zeitabschnitt stammt auch ein bemalter Sarkophag, der im Archäologischen Museum von Iraklio ausgestellt ist. Auf ihm ist ein Totenkult dargestellt, mit einem Stieropfer, Opfergaben an den Toten, Trankopfer, Flötenspielern und Göttern auf Wagen. Im Verlauf des Niedergangs der minoisch/mykenischen Kultur auf Kreta wurde der Palast von Agia Triada um 1250 v. Chr. zerstört. Danach wurde der Ort nur noch als Kultplatz genutzt. In einem Hypäthraltempel waren Statuetten unter freiem Himmel aufgestellt. Der Kult wurde bis in die protogeometrische Zeit des 11. und 10. Jahrhunderts v. Chr. fortgeführt und im 7. Jahrhundert v. Chr. wieder aufgenommen. Aus der dazwischen liegenden Zeit der dunklen Jahrhunderte ist über den Siedlungsort von Agia Triada nichts bekannt.

Forschungsgeschichte

Archäologische Ausgrabungen in der Messara-Ebene begannen im Jahr 1900 durch die Italienische Archäologische Schule in Athen unter Federico Halbherr und Luigi Pernier. Ab 1902 wurde der Hügel von Agia Triada untersucht. Die Ausgrabungen begannen 1903 unter der Leitung von Roberto Paribeni und wurden in den Folgejahren durch Federico Halbherr, Enrico Stefani und Luisa Banti fortgeführt. Die Sicherung und Wiederherstellung der aufgefundenen Gebäudereste begannen im Jahr 1910, die Veröffentlichung der Studien zu den Ausgrabungen endete 1914 mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.Im Jahr 1976 nahm Vincenzo La Rosa die Grabungsarbeiten in Agia Triada wieder auf. Nordöstlich wurden eine kleine Nekropole mit den beiden Tholosgräbern und einem Schachtgrab freigelegt. Die Fundstücke der verschiedenen Ausgrabungszeiten befinden sich heute überwiegend im Archäologischen Museum in Iraklio, darunter eine umfangreiche Sammlung von Schrifttäfelchen in Linearschrift A.

Plan vom Grabungsgelände

Fotos: agia-triada

Quelle: wiki

Berühmte Funde:

  • Schnittervase
  • Sarkophag (siehe oben)
  • Siegel
  • Boxer-Rhyton
  • Prinzen-Becher

Literatur:
Zum Sarkophag: Materialization of Mycenaean Ideology and the Ayia Triada Sarcophagus, Brendan Burke, AJA, Vol. 109, 2005 [pdf]

Links:
Description and more pictures: uk.digiserve.com

Comments are closed.