Keramik

Die minoische Keramik läßt sich in folgende Stile und dadurch auch in zeitliche Abschnitte gliedern, die sich auf dem bronzezeitlichen Kreta etwa zwischen 3100 und 1100 v. Chr. entwickelten. Die minoische Vasenmalerei hatte ihre Höhepunkte in der Zeit der Alten und Neuen Paläste (2000–1400 v. Chr.). Die minoische Keramik spielt als Indikator auch eine große Rolle in der minoischen Chronologie.

Vorpalastzeit (ca. 3100–2000 v. Chr.)

Schon vor dem Bau der ersten kretischen Paläste kam es zu beachtlichen Neuerungen im Keramikgewerbe: Die vermutlich in Mesopotamien entwickelte, schnell drehende Töpferscheibe wurde in Kreta eingeführt. Da dadurch die Produktion wesentlich schneller vonstatten ging, entwickelten die Töpfer mit zunehmender Kunstfertigkeit neue Keramikstile, unter denen der Vassiliki-Stil und der Pyrgos-Stil eine leitgebende Rolle einnahmen. Weitere Stile der Vorpalastzeit waren der frühvorpalastzeitliche Agios-Onouphrios-Stil, und der weiße Stil.
Vassiliki-Stil: Die Keramik wird auch als geflammte Ware bezeichnet. Kennzeichen des 

Vassiliki Schnabelkanne

ist eine unterschiedlich gefärbte, geflammte Oberfläche, die durch ein ungleichmäßiges Brennen erzielt wurde. Namensgeber ist der Fundort von Kannen mit flachem Boden, Teekannen, Teller und Becher in diesem Stil an der Ausgrabungsstätte des zu Pachia Ammos gehörenden Ortes Vasiliki auf einem Hügel im Isthmus von Ierapetra auf Kreta.

Pyrgos-Stil: Merkmale dieses Stils sind die graue oder schwarze glänzende Oberfläche.

Pyrgos Becher

Agios-Onouphrios-Stil: Die Gefäße dieses Stils sind dunkel auf hellem Untergrund mit

Agios-Onouphrios Kanne

einfachen linearen Motiven bemalt.

Altpalastzeit (zirka 2000–1700 v. Chr.)

Kamares Kanne

In der alten Palastzeit kam es mit dem Kamares-Stil zu einer ersten Blütezeit kreto-minoischer Keramik.
Der Kamares-Stil: Die Gefäße zeichnen sich durch sehr dünne Wände und abstrakte Bemalungen aus, wobei meist mit roter oder weißer Farbe auf den schwarzen Grund gemalt wurde. Wegen ihrer Dünnwandigkeit werden sie auch als Eierschalenware bezeichnet.

Kamares Becher

Dieser Stil war im gesamten östlichen Mittelmeerraum bis nach Ägypten äußerst beliebt, wie chinesisches Porzellan im 18. neuzeitlichen Jahrhundert. Der Kamares-Stil wurde nach seinem Fundort als solcher bezeichnet, denn oberhalb des Dorfes Kamares entdeckten Archäologen in einer nördlich gelegenen Höhle Fundstücke dieser Keramik.

Neupalastzeit (1700–1400 v. Chr.)

Gefäß im Marine-Stil

Mit dem Beginn der zweiten Palastperiode wandten sich die minoischen Maler mit dem Flora-Stil und dem Meeresstil wieder Motiven aus der Natur zu.
Flora-Stil: Die Gefäße des Florastils sind häufig mit Lilien, Papyrusstauden oder -blüten, Safran, Iris und Blätterwerk versehen.
Meeres-Stil: Beliebte Motive  waren hingegen Oktopus, Purpurschnecke, Nautilus, Seestern und Korallen.

In der letzten Phase minoischer Vasenmalerei bildet sich der Palaststil heraus. Ihn ihm finden sich wieder Anzeichen geometrischer Strenge. Die Produktion in diesem Stil bemalter Gefäße war allerdings auf Knossos beschränkt.

Als Elemente kommen vor allem Ritual- und Sakraldarstellungen sowie Löwen- oder Stierköpfe vor. Einfachere Gefäße wurden häufig geometrisch verziert. Die Farbgebung war meist rot, braun, schwarz und weiß. Besondere Gefäßformen waren vielfältige Schnabelkannen.

Der Althistoriker Ángelos Chaniótis schreibt dazu: “…die minoische Keramik ruft durch…technisches Können…Bewunderung hervor und lässt ein Gefühl von der Natur- und Lebensfreude der Kreter erahnen…”

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