Die Schmuckstücke, die auf Kreta und anderen Inseln gefunden wurden, zeugen von herausragender Qualität und handwerklicher Meisterschaft der minoischen Künstler.
Das auffallendeste Unterscheidungmerkmal im Vergleich zu zeitgleichen Kunstwerken anderer Kulturen, ist die Vorliebe der Minoer für die Miniatur, d.h. die Perfektion im kleinsten Maßstab. (Anm.: A. Evans, der Entdecker der minoischen Kultur vermutete sogar, dass die Minoer generell kurzsichtig gewesen sein mussten, weil nur dann wäre es möglich, solche minutiösen Kunstwerke, die man nur durch die Vergrößerung betrachten kann, herzustellen) Und die Freude, Bewegung mithilfe dynamischer Szenerien und dem Bemühen, die Idee der Form (Torsion) angepaßt, darzustellen.
Die besten Beispiele liefern hierfür die minoisch-mykenischen Goldringe.
Oder die Anhänger, die oft in der komplizierten Granulationstechnik ausgeführt werden.
Die Motive haben kultisch-religiösen Charakter, sind also nicht l’art pour l’art zu verstehen. Viele ForscherInnen haben sich bisher mit dem reichen Schatz der vieldeutigen Schmuckstücke auseinandergesetzt und die unterschiedlichsten Interpretationsansätze und Hypothesen formuliert.
An dieser Stelle möchte ich als “pars pro toto” die Komplexität der minoischen Ikonographie und die Vielfältigkeit der möglichen Interpretationen anhand von 2 Beispielen das oben Gesagte verdeutlichen und darstellen.:
Beispiel 1: der Goldring von Isopata, (benannt nach dem namensgleichen Fundort in der Nähe von Heraklion)
siehe auch:
Maria Effinger
“Zierde für das Diesseits und das Jenseits: Bronzezeitlicher Schmuck aus Kreta”
Originalveröff. in: Im Labyrinth des Minos: Kreta – die erste europäische Hochkultur [Ausstellung des Badischen Landesmuseums, 27.1. bis 29.4.2001, Karlsruhe, Schloss], München, 2000, S. 161ff.
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